Projektbeschreibung

Ziele

Unser Vorhaben ist, eine Reihe sorgfältig ausgewählter Bibeltexte in einfachem, besonders gut verständlichem und modernem Deutsch zweisprachig  für Migranten verfügbar zu machen. Der bilinguale Ansatz, der die Muttersprachen einbezieht, ist nach neuesten Erkenntnissen die effektivste Art, Sprachlernern über Anfangsschwierigkeiten hinweg zu helfen. Dieser ist aber ist in vielen Deutschklassen wegen ihrer heterogenen Zusammensetzung nicht ohne weiteres möglich. (Siehe jedoch die Webseite Fremdsprachendidaktik.de).  Unser Ziel ist ein doppeltes: (1) Es geht darum, mit diesen Texten leicht fortgeschrittenen Deutschlernern ein wenig weiter zu helfen und (2) zugleich ein Stückchen in christliche Traditionen einzuführen und damit Brücken zu bauen.

Bei der Textauswahl ist zu berücksichtigen, dass es nicht ums Missionieren und das Verkünden von Glaubenslehren geht. Aber die christlichen Feiertage wie Weihnachten und Ostern sollten erklärt werden. Im Mittelpunkt sollte die christliche Kernbotschaft der Nächstenliebe und der Versöhnung Gottes mit den Menschen stehen. Sie stellt nach unserer Überzeugung einen echten Fortschritt zur Menschlichkeit dar.

Besondere Merkmale

Ausschlaggebend für den Spracherwerb ist die Verständlichkeit der Texte. Hier dienen die Texte der Basisbibel der Deutschen Bibelgesellschaft ebenso wie die Bibeltexte „in leichter Sprache“ des Katholischen Bibelwerks als Orientierung. Wichtig ist dabei die Zeile für Zeile Zuordnung der Übersetzung, für die es schon Vorbilder in der abendländischen Sprachlehrtradition gibt. Hinzu kommen Kodierungen (fett /farbig), die Lesern  deutsche Satzkonstruktionen erschließen helfen.

Vorzugsweise zu berücksichtigen wären relativ kleine bzw. seltene Sprachen (Neuaramäisch…!), die in Deutschland bisher vernachlässigt werden, obwohl es mittlerweile Migranten mit solchem Sprachhintergrund  bei uns gibt.

Durchführung

Die Bezeichnung WikiBiblia.de lehnt sich an die Internet-Enzyklopädie Wikipedia an mit freiem, kostenlosem Zugang für alle.  Die Grundidee wird übernommen: Die Übersetzungen sollen jeweils aus der Netzgemeinde kommen, also unentgeltlich. Sie müssen allerdings kontrolliert werden. Wikibiblia soll für Smartphones anwendbar sein, über die viele Migranten verfügen. Damit soll es möglich werden, dass in heterogenen Klassen alle den gleichen deutschen Text vor sich haben. Zugleich hat jeder diesen Text auch in seiner Muttersprache in einer Zeile-für-Zeile Zuordnung vorliegen. Auf dieser Basis kann dann der Unterricht durchgeführt werden, und zwar ohne den üblichen, das Lernen behindernden  Frust des Halbverstehens und Nichtverstehens. Dazu kommt eine Audioversion der deutschen Texte zum Nachlernen bzw. zum selbständigen Lernen, etwa in der Art des shadowing  nach Alexander Arguelles.

Weitere Überlegungen

An Bibelübersetzungen besteht kein Mangel. Den Übersetzungen liegen aber in der Regel traditionelle Ausgangstexte zugrunde, nicht moderne, besonders auf Verständlichkeit und Alltagsdeutsch zielende Versionen. Außerdem sind Ganzschriften – etwa das Lukasevangelium, das in der modernen Basisbibel-Version deutsch-arabisch vorliegt – für das Sprachenlernen  eher weniger geeignet. Schon vorliegende Übersetzungen können allerdings den freiwilligen Übersetzern eine wertvolle Orientierungshilfe sein, so dass ihnen keine allzu hohen Anforderungen abverlangt werden.

Die Spracharbeit mit biblischen Erzählungen ergänzt den regulären, auf Alltagskommunikation ausgerichteten  Sprachunterricht und sorgt für Abwechslung.

Es muss ausdrücklich betont werden,  dass das Vorhaben nicht darauf abzielt, Andersgläubige oder Atheisten zu christianisieren. Es geht nicht darum, wie man Christ wird, sondern darum, Christen und christliche Kultur  zu verstehen und zugleich an guten Texten seine Deutschkenntnisse zu erweitern. Eine gewisse Vertrautheit mit Kirche, Christentum und christlichen Feiertagen ist für die Integration von Zuwanderern in Deutschland (und Europa) unabdingbar. Auch sollten Geschichten wie die vom barmherzigen Samariter und vom verlorenen Sohn Allgemeingut aller Menschen werden, gleich welcher Konfession. Integration setzt voraus, dass wir wissen, wo hinein wir Zuwanderer integrieren wollen.

Hier könnte Wikibiblia eine Lücke schließen. Die nützliche, in vielen Sprachen vorliegende  Broschüre „Eine Orientierungshilfe für das Leben in  Deutschland“  (Refugeeguide.de) enthält z.B. keine Informationen über Kirche und Christentum.

Zukunftsfähig

Das Projekt ist zukunftsfähig.  (1) Es kann aufgrund des digitalen Formats ohne weiteres auf andere Zielsprachen übertragen werden. Auch andere europäische Länder nehmen Flüchtlinge auf und müssen sie sprachlich und kulturell integrieren.

(2)  Es bietet sich an, in dem lerngünstigen bilingualen Format (Zeilenstruktur und Farbkodierung) auch eine Reihe von Alltagsdialogen anzubieten, die speziell  auf die Bedürfnisse von Migranten zugeschnitten sind (was in vielen Lehrbüchern nicht der Fall ist). In der zweitausendjährigen Geschichte des abendländischen Fremdsprachenunterrichts haben bilinguale Dialoge eine wichtige Rolle gespielt, und natürlich auch Bibeltexte.

(3) Als Nebeneffekt könnte in Aachen eine Kontaktbörse entstehen.  Die Benutzer – neue Flüchtlinge – könnten mit den Übersetzern Kontakt aufnehmen. Ehemalige Flüchtlinge und Zuwanderer helfen den Neuankömmlingen. Das Projekt setzt auf die Solidarität unter den Zuwanderern, den alten und neuen.

 

Mehr Informationen  auf meinen Internetseiten unter Fremdsprachendidaktik.de.